Bonhoefferkirche Stuttgart-Fasanenhof
Bildquelle: Westansicht 1967, Gemeindearchiv Bonhoefferkirche

Bauwerk: Gemeindezentrum Dietrich-Bonhoeffer (evangelisch)

Architekten: Eberhard Holstein, Carl-Herbert Frowein

Baujahr: 1964 – 1967

Ort: Bonhoefferweg 14, 70565 Stuttgart-Möhringen (Fasanenhof)

Status: Gesichert (Baudenkmal / Ensembleschutz)

Abbildung: Innenaufnahme, Magdalena Wieland (2019)

 

 

1964 – 1967 errichtete die evangelische Landeskirche nach Plänen der Architekten Eberhard Holstein und Prof. Carl-Herbert Frowein das evangelische Gemeindezentrum im Südwesten des Wohngebietes Fasanenhof.

 

Die Anlage entstand im Zuge der Entwicklung der ersten Stuttgarter Trabantenstadt Möhringen. Sie besteht aus einer Komposition von mehreren Gebäuden, bei der der Kirchturm als räumliche Dominante und Abgrenzung im Westen sowie das repräsentative Gemeindezentrum sich einander zu wenden und dabei einen öffentlichen Raum aufspannen. Die anderen Gebäude sind eher kleinteilig und verschachtelt im Hintergrund angeordnet und bieten damit mehr Privatsphäre. Damit schaffen die Architekten eine städtebauliche und typologische Durchlässigkeit als eigenständiges Siedlungsensemble mit offenem und einladendem Charakter, das jedoch gleichzeitig im Inneren der Anlage die Möglichkeit zur Stille und Kontemplation bietet.

 

Dominierendes Baumaterial ist ein schalungsrauer Sichtbeton, der die kubischen Baukörper als Großformen prägt und gleichzeitig als Kunstwerk im Wandbereich in Erscheinung tritt: Eine Komposition kristalliner, linearer Formen von Hans-Dieter Bohnet bildet dabei ein die Altarwand von innen nach außen durchdringendes räumlich-plastisches Relief. Die Betonquader der Einzelbaukörper werden durch Fensterbänder als Lichtfugen durchschnitten und gegliedert. Diese laufen auch über Eck oder werden im Turmbereich in die Vertikale transformiert als Lichtfuge zwischen den senkrechten Betonwänden.

Neben Glas und Holzverkleidungen ist das bronzene Eingangsportal von Albrecht Kneer in seiner Gestaltung und Materialität zu erwähnen.

 

Noch im Jahr 2006 wurde in Erwägung gezogen die Gebäude aufgrund zu hoher Kosten und zu geringer Nutzung abzureißen. Glücklicherweise konnte die Anlage aber aufgrund des guten Erhaltungszustands sowie aus wissenschaftlichen und künstlerischen Gründen (Landesamt für Denkmalpflege, 2006) als Baudenkmal unter Ensembleschutz gestellt werden. Eine bessere Ausnutzung der Räumlichkeiten und finanziellen Einnahmen wird aktuell durch externe Vermietungen (als Büroflächen, kulturelle und sakrale Nutzung) – im Sinne des Space Sharing – erzielt. Auch das ursprüngliche Raumprogramm aus Kirche, Gemeindehaus, Pfarrhäusern und Kindergärten steht dabei für mögliche Potentiale gemeinschaftlicher und mehrfach genutzter Räume.

 

 

Bildreihe: Magdalena Wieland (2019)

Fassadendetail

Plastische Fassadengestaltung

Kirchenbank