Kopfbau Rotebühlplatz, Reallabor Space Sharing

Bauwerk: Wohn- und Geschäftsquartier Calwer Passage

Architekten: Hans Kammerer, Walter Belz

Standort: Rotebühlplatz 20a, 70173 Stuttgart-Mitte

Baujahr: 1975 – 1978

Status: Abgerissen (außer Passage)

Abbildung: Kopfbau Rotebühlplatz, Reallabor Space Sharing

 

 

1973 schrieb die Stadt Stuttgart einen Wettbewerb für das zentral gelegene Quartier am Rotebühlplatz aus. Die Vorgaben lauteten den Blockrand mit baulichem Schwerpunkt zum Rotebühlplatz unter Generierung von Geschäftsräumen, Büroräumen, einer beschränkten Anzahl Wohnungen und Tiefgaragenparkplätze zu schließen sowie die giebelständigen Fachwerkhäuser der Calwer Straße einzubinden. Nach den Plänen von Kammerer und Belz als erfolgte von 1975 – 1978 die Bauphase.

 

Das Quartiert ist in unterschiedliche Funktionsabschnitte eingeteilt. Bis zu fünfgeschossige Baukörper mit Ladengeschäften im EG und flexibel aufteilbaren Büroflächen und Wohnungen schließen den Blockrand an der Theodor-Heuss-Straße. Den zentralen Bereich bildet die Calwer Passage als überdachte Einkaufspassage inmitten des Baublocks. Sie verbindet alle Verkehrswege der Gebäude miteinander öffnet sich zum öffentlichen Raum der angrenzenden Straßen sowie zum Zugang zur S-Bahnstation ‚Stadtmitte‘. Aus heutiger Sicht ist die Typologie ein Meilenstein in der Architekturgeschichte. Sie markiert den Beginn eines Passagen-Revivals des 20. Jahrhunderts. Der künstlerische und technologische Anspruch zeigt sich in der selbsttragenden Konstruktion des spiegelverglasten Tonnengewölbes der Passage, mit Messingschildern der Läden und Marmor-Bodenfliesen. Die Bürogeschosse des Kopfbaus mit unterschiedlichen Aufteilungen innerhalb des Baurasters und die Wohneinheiten (teils als Maisonetten) zeugen von der baulichen Vielfalt und Mischnutzung. Als Stahlbetonbauwerk ausgeführt, sind dennoch große Teile der Fassade und des Dachs mit Kupfer und Glas verkleidet. Hier dominieren die polyangularen Formen der Blechtafeln.

 

Obgleich das Stadtquartier 1978 mit dem Paul-Bonatz-Preis ausgezeichnet wurde, erlangte 2013 nur die Passage als bauliches Element den Status als Kulturdenkmal. Nach einer Zwischennutzung in den Jahren 2014 bis 2018 und im Besitz eines neuen Investors, wurden 2019 schließlich alle Baukörper der 1970er Jahre (außer die Passage und der massive Betonsockel im EG) abgerissen. Das Reallabor Space Sharing hatte von 2016 bis 2018 in den Räumlichkeiten des Kopfbaus im 3.OG seine rund um die Uhr geöffneten und nutzungsoffenen ‚Piloträume‘ für geteilte und mehrfachgenutzte Flächen.

 

Passagenaufsicht, KBK Architekren

Passage Innenansicht, Michael Hornung

Süd-West-Ansicht, Passageneingang, KBK Architekten

Westansicht Achim Zweygarth

Süd-West Ansicht, Abriss des Bauwerks, Achim Zweygarth