St. Josef Kirche, Stuttgart Heslach
Bildquelle: Marilen Lou Gaiser (2019)

Bauwerk: Gemeindezentrum St. Josef (katholisch)
Architekten: Rainer Zinsmeister, Giselher Scheffler
Baujahr: 1973 – 75
Standort: Finkenstraße 34/36, 70199 Stuttgart-Heslach
Status: Gesichert (Baudenkmal)
Abbildung: http://www.you-are-here.com/kirche/heslach.html

Das Gemeindezentrum St. Josef mit dazugehöriger Kirche wurde 1973-75 im Auftrag der katholischen Kirche und nach den Plänen von Rainer Zinsmeister und Giselher Scheffler erbaut. Der Künstler Franz Bucher aus Rottweil beteiligte sich an Bildhauerarbeiten und Hans Schreiner aus Stuttgart gestaltete die Malerei.

Im Stuttgarter Süden, inmitten eines Wohnviertels aus dem 18. Jahrhundert gelegen, kontrastiert die Anlage schon aufgrund ihrer Materialität aus Sichtbeton die umgebende gründerzeitliche Bebauung des Quartiers. An den Hang zurückgesetzt, umgeben von Bäumen und ohne repräsentativen Glockenturm, hebt sich die Anlage allerdings kaum von außen erkennbar als Sakralbau ab. Im Bereich des Pfarrhauses und der Wohneinheiten wird das Motiv der Blockrandbebauung wieder aufgegriffen. Das Gemeindezentrum ist von einem vielfältigen Raumprogramm gekennzeichnet, wobei sich die Gesamtanlage in vier klar ablesbare Hauptvolumina gliedert: Die prägnant geformte, oktagonale Hauptkirche, ein flacher Nebenbau mit Räumen für die Gemeindearbeit, ein dreistöckiger quaderförmiger Körper in dem das Pfarrbüro, eine Bibliothek und Wohnungen angeordnet sind und diesem gegenüber die breit gestaffelten Wohneinheiten des Seniorenwohnheims. Die miteinander verbundenen Volumina sind dabei um einen gemeinsamen Hof gruppiert. Nach Norden öffnet sich der Blick über die Dachlandschaft, wobei ein verkürzter Glockenturmstumpf, mit Zusatzfunktion als Eingang zur Tiefgarage, den Platzabschluss markiert.

Besonders sorgfältig wurden die Betonarbeiten gestaltet und ausgeführt, wie zum Beispiel das geometrische Relief und das Farbenspiel am Haupteingang. Im Inneren des introvertiert anmutenden Kirchenbaus empfängt die Gemeinde eine unerwartet meditative Stimmung, die durch die weiche, indirekte Belichtung von oben und das spezifische Farbkonzept entsteht. Die Kircheninnenwände sind als weißer Rauputz ausgeführt, der Boden besteht aus einem Betonpflaster. Innen wie außen setzen farbige Akzente in Form von plastischen Betonreliefs markante Kontraste. Lange Fensterbänder als Glasstreifen, die auch über Eck geführt sind, dominieren das Außenbild der ansonsten monolithisch wirkenden Gesamtanlage. Gebäudeeingänge sind als schwere Metalltüren ausformuliert.

Dank der hohen städtebaulichen und künstlerischen Qualität des Ensembles und einem sehr guten Erhaltungszustand der Anlage steht diese heute unter Denkmalschutz. Im Sinne des Space Sharing wäre eine Nutzungsverdichtung und weitere Öffnung hin zum Quartier denkbar, wovon die schon bestehende Vielfalt des Raumprogramms profitieren könnte.

 

Bildreihe: Marilen Lou Gaiser (2019)

Innenraum

Ortbeton Außenhülle

Spuren der Zeit

Beton - Glas Anschluss

Beton Oberflächen